Rangordnung: Wer hat das Sagen?

Glücklicherweise war bei uns von Anfang an klar, wie die Rollen verteilt sind. Sandy als bisherige Alleinherrscherin und Einzelprinzessin blieb auch nach Karis Ankunft unangefochtene Nummer Eins – jedenfalls auf Hundeebene. Kari versuchte nie, ihr diese Position streitig zu machen, und so bestand für uns auch nicht oft die Notwendigkeit, in irgend einer Form einzugreifen.

Wir bevorzugten keinen der Beiden: Sie bekamen gleichzeitig Futter und Leckerchen und natürlich auch Streicheleinheiten. Wenn Sandy jedoch zu Recht Kari maßregelte, zum Beispiel weil er sie unsanft anrempelte oder ihr versehentlich auf die Rute trat, wenn sie irgendwo herumlag, dann ließen wir sie gewähren. Sie kommunizierte klar mit ihm und warnte deutlich durch Knurren. Das zu unterbinden oder gar zu bestrafen, wäre grundverkehrt.

Gerade zu Anfang gab es häufiger Spannungen zwischen Sandy und Kari, die immer von ihr ausgingen. Man kann es ihr nicht verübeln: Ihr Leben lang war sie allein, nie besonders sozial, und nun war da ein zweiter Hund, bei dem sie nicht immer einschätzen konnte, was er gerade tat. So stürzte sie sich anfangs zum Beispiel auf ihn, wenn er sich bloß schüttelte - hier haben wir dann korrigierend eingegriffen. Wir nannten ihr Verhalten immer amüsiert "Schüttelverbot!". Es war nichts Ernsthaftes, sondern aus Unsicherheit heraus entstanden. Das hörte mit der Zeit auf.

Kari war aber auch ein Musterbeispiel in Sachen Beschwichtigungssignale: Immer, wenn Sandy ihn anzickte, zeigte er sehr deutlich, dass er keinen Ärger wollte: Er drehte den Kopf weg, manchmal auch den ganzen Körper, und schaute in die andere Richtung. Er blieb dann so lange still stehen oder liegen, bis Sandy sich wieder entspannte. Mir wurde schon gesagt, er habe dann Angst vor Sandy und sei bemitleidenswert, aber das stimmt nicht: Er war absolut souverän und wartete einfach ab, bis der Ärger verflogen war. Er war ihr körperlich absolut überlegen, und sicherlich wusste er das auch. Aber er war nun mal ein Rüde und ein Gentleman.

Ein dritter Hund: Die Karten werden neu gemischt?

Vermutlich war ein Welpe/Junghund die sicherste Option zur Integration in unser Pfoten-Team. Eine erwachsene Hündin hätte ich nicht ausgesucht. Ein erwachsener Rüde hätte möglicherweise Konfliktpotenzial hinsichtlich Kari mitgebracht.

Unsere Nachwuchs-Rabaukin Sookie war etwa sechs Monate alt, als sie zu uns kam. Gesegnet mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein, Frechheit und Mut, gleichzeitig aber auch sehr bewandert in hündischer Kommunikation - so musste sie natürlich zunächst herausfinden, welche Position sie einnehmen würde. Und natürlich forderte sie meine beiden Großen heraus. Gerade in der Küche - bei den Mahlzeiten - wäre es nicht gut ausgegangen, wenn ich nicht jedes Mal daneben gestanden und aufgepasst hätte.

Sandy mit ihren damals schon vierzehn Jahren hatte der Kleinen nicht mehr so viel entgegenzusetzen wie früher. Wir wollten aber auf keinen Fall etwas daran ändern, dass sie die Nummer Eins bleibt.

Als nach Karis Tod Thanu bei uns einzog, übernahm er in dieser Hinsicht Karis Rolle absolut perfekt und stellte Sandys Position nie in Frage.

Dass sie an erster Stelle steht, unterstreiche ich jeden Tag bei der Fütterung. Ich bereite Sandys Portion zu, hole sie dann aus dem Wohnzimmer ab und geleite sie bis zu ihrem Napf in der Küche. Ich sorge dabei für den nötigen Abstand und Respekt. Während Sandy frisst - dabei ist sie mittlerweile relativ langsam - fülle ich Sookies und Thanus Napf. Beide müssen dann immer etwas warten und zwischendurch auch mal Sitz oder Platz machen, ehe sie fressen dürfen. Ich bleibe so lange dabei, bis alle fertig sind.

Gerade in den ersten Monaten versuchte Sookie immer wieder, bei Sandy zu stibitzen, während sie noch frisst. Mittlerweile kann ich mich darauf verlassen, dass sie wartet, bis Sandy fertig ist. Erst, wenn Sandy die Küche verlässt, geht Sookie zu ihrem Napf und putzt ihn noch mal ordentlich sauber.

Privilegien können die Rangordnung festigen

In den ersten Wochen durfte Sookie noch nicht auf die Couch, während Sandy und Kari nach Belieben dort liegen dürfen. Als ich das Gefühl hatte, dass Sookie ihren Platz in der Gruppe gefunden und akzeptiert hatte, durfte auch sie auf die Couch. Das klappt auch ganz prima. Wird sie von ihrem Sofa-Thron aus frech zu den großen Hunden, muss sie wieder auf den Boden (der Tatsachen).

Auch beim Anleinen halte ich meistens die Reihenfolge ein: Sandy zuerst, dann Kari, dann Sookie. Ebenso beim Ableinen draußen; dort muss Sookie sitzen und mich anschauen, bevor sie rennen darf. Allerdings ist das eher ein Respekts- und Bindungsdings zwischen uns und weniger in Bezug auf die Hunde untereinander.

Mehr machen wir aktuell nicht, da nicht notwendig. Alle Hunde scheinen zufrieden zu sein, und dann sind wir es auch.

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